Proaktiver Schutz – Inokulieren gegen extremistische Verschwörungsnarrative gegenüber NGOs
Das Ziel dieses Projekts ist es, CSOs im Vielfaltbereich dabei zu unterstützen, effektiver auf Angriffe zu reagieren, die aus Verschwörungsdenken und -narrativen resultieren, die ihre Fähigkeit einschränken, ihre Demokratieförderungsrolle zu erfüllen und das Vertrauen in den Sektor und die Demokratie untergraben.
Herausforderungen und Lösungsansätze
In diesen schwierigen Zeiten haben Verschwörungsdenken und -narrative stetig an Popularität gewonnen. Da Populismus und autoritäre Tendenzen in Europa zunehmen, sinkt das Vertrauen in die Demokratie und die Zivilgesellschaft, und Verschwörungsnarrative werden weit verbreitet, um den zivilgesellschaftlichen Sektor zu diffamieren. Eine weit verbreitete Verschwörungstheorie der extremen Rechten - die "Great Replacement"-Theorie - hat eine vernichtende und abschreckende Wirkung auf CSOs, die beschuldigt werden, "Verräter" und "Staatsfeinde" zu sein, weil sie Migranten und Geflüchtete unterstützen, und die sich angeblich mit Globalisten verschworen haben, um das Replacement voranzutreiben. CSOs haben Mühe, auf solche Angriffe wirksam zu reagieren, und befinden sich in der Regel in der Defensive. Jüngste Studien des DeZIM und der Maecenata Stiftung unterstreichen die schädlichen Auswirkungen dieser Angriffe auf CSOs und sind ein deutlicher Aufruf zum Handeln1
Das Projekt nimmt eine proaktive Perspektive ein, indem es sich darauf konzentriert, das Mainstreaming schädlicher Narrative gegenüber CSOs zu verhindern. Unter Anwendung des empirisch getesteten und wertebasierten Narrative Change Ansatzes von ICPA wollen wir experimentieren um herausfinden, ob Narrative Change ein nützliches proaktives Instrument sein kann, um die “bewegliche Mitte” in Deutschland dagegen zu inokulieren im Sinne von immunisieren, die schädlichen Narrative über CSOs die die Theorie „Great Replacement“ stützen, zu übernehmen und weit zu verbreiten.
Ausgehend von der Segmentierung der Bevölkerung2 konzentrieren wir uns auf zwei Bevölkerungssegmente, die wir als das "harte Ende" der Mitte kategorisieren, welches den Extremen am nächsten steht und für Verschwörungsdenken anfällig ist, d.h. “Die Abgehängten” (16%) und “Die Desillusionierten”(14%). Durch einen Prozess der Entwicklung und Erprobung von Narrativen werden wir beurteilen, welche narrative Strategie bei diesen Präventionsbemühungen die größte Resonanz und Wirkung hat.
Bei dieser Arbeit stützen wir uns auf sechs Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Narrativen über den Civic Space in Kasachstan, da wir beobachten, dass die narrativen Taktiken autoritärer Kontexte nach einem recht vorhersehbaren autoritären Manuskript nun auch in Europa angewandt werden. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die drei Projektkomponenten des Projekts Proaktiver Schutz, die als Bausteine für die Entwicklung der Arbeit dienen:
1. Entwicklung einer Evidenzbasis | 2. Entwicklung und Testen neuer Narrative | 3. Verbreitung und Transfer der Erkenntnisse |
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Frames-Map zu Verschwö-rungsnarrativen auf Basis von Literatur, Medienanalyse und Stakeholder Konsultationen mit CSO-Betroffenen Erweiterung der Segmentprofile "Abgehängte" und "Desillusionierte" auf Basis einer Meinungsumfrage und Fokusgruppen | Entwicklung narrativer Strategieoptionen mit CSO-Partnern im „Immunising Narratives Lab“ und Testen in Fokusgruppen sowie Verifizie-rung durch eine Meinungsumfrage | Entwicklung eines "Immunising Narrative Strategy Guide" (Leitfaden), und Transfer durch Workshops für CSO-Netzwerke |
Kontakt
International Centre for Policy Advocacy (ICPA) gGmbH ist eine in Berlin ansässige NGO, die sich auf die Entwicklung und Unterstützung von Advocacy-Initiativen und konstruktive Dialoge zur Förderung und zum Schutz demokratischer Prinzipien und der Werte einer offenen Gesellschaft engagiert. Das Projekt "Proaktiver Schutz" wird im Rahmen des Strategic Communications Incubator-Programms durchgeführt.
Kontakt: Lisa Quinn, Projektleitung Proaktiver Schutz & ICPA Direktorin - lisa@icpolicyadvocacy.org
Projekt-Partner
Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.
- 1Ratzman, Nora (2022) Bedrohte Zivilgesellschaft: Ergebnisse einer Pilotstudie unter den Modellprojekten im Handlungsfeld „Vielfaltgestaltung“ des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. DeZIM Research Notes. DRN #10 | B. URL: https://www.dezim-institut.de/aktuelles/aktuelles-detail/studie-zeigt-zivilgesellschaftliche-organisationen-werden-tagtaeglich-bedroht/ & Hummel, S., Pfirter, L., & Strachwitz, R. G. (2022). Zur Lage und den Rahmenbedingungen der Zivilgesellschaft in Deutschland: ein Bericht. (Opuscula, 159). Berlin: Maecenata Institut für Philanthropie und Zivilgesellschaft. URL: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-80687-7
- 2More in Common (2019) Fault Lines: Die andere deutsche Teilung: Zustand und Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft/ Fault Lines: Germany’s Invisible Divides. URL: https://www.dieandereteilung.de